Hebamme vs Agile Coach / Master
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Heute vergleicht Janina Alisa Kappelhoff für uns zwei sehr unterschiedliche Berufe miteinander. Zum einen die Hebamme und zum anderen den Job als Agilist. Passt nicht zusammen? Schauen wir doch einmal etwas genauer hin.
Diese Folge auf YouTube: https://youtu.be/wimyY7opNgo
Worauf einen keiner vorbereitet
Doch bevor wir starten, kurzer Ausflug zu einem wichtigen Thema, welches im Heldentreff aufkam. Tolle Frage, schwieriges Thema!
Der Umgang damit, wenn ein Teammitglied oder jemand aus dem näheren Umfeld verstorben ist. Wird dann Business as usual weiter gemacht?
Die Aufzeichnung des letzten Heldentreffs findest Du auch in unserer Facebook-Gruppe: Agile Komplexitätslöser
Wir haben einige Tipps zusammengesammelt und unsere Haltung zum Thema diskutiert. Wenn Dich das Thema interessiert, schau direkt nach dieser Folge vorbei, denn die Aufzeichnungen der Heldentreff bleiben immer nur 2-3 Wochen online.
Das Thema Tod, im Umfeld des Teams, hatte uns alle recht unvorbereitet getroffen, weshalb es sinnvoll ist sich damit in ruhigen und guten Phasen einmal auseinander zu setzen, statt später davon überrumpelt zu werden. Gerade das Thema Verantwortung ist in dem Zusammenhang oft nicht geklärt und dadurch muss dann jeder im Team selbst schauen, wie er damit klarkommt. Nicht unser Stil.
Zum Thema
Heute vergleichen wir den Job einer Hebamme (oder Hebammerich ;-)) mit dem Job eines Agilisten. Janina meint, das seien zwei Jobs, die unterschiedlicher nicht sein könnten und Henry Schneider meint gleichzeitig, dass dies zwei Janina Jobs sind. Warum Janina Jobs? Sie macht Geburtsbegleitung von Schwangeren mit Hypnose, eine Doula Ausbildung, interessiert sich für den Hebammen Job und ist Trainerin und Scrum Master an der Znip Academy. Also perfektes Zusammenspiel.
Dass die beiden Jobs inhaltlich unterschiedlich sind, ist wahrscheinlich jedem klar. Das eine ist Geburtshilfe und das andere mehr Prozess- und Methodikbegleitung. Vielleicht auch Organisationsentwicklung. Doch die Hebamme begleitet auch einen Prozess und beide arbeiten am Menschen? Und hier geht das Thema los. 😉
Janina wollte übrigens bereits im Kindesalter Hebamme werden.
Uns ist völlig bewusst, dass der Job einer Hebamme der wichtigere Job ist, dass es da um Menschenleben geht und man das eigentlich nicht miteinander vergleichen kann! Die Haltung, die beides Jobs mit sich bringen ist gleichzeitig spannend zu vergleichen.
Henry findet dabei zwei Parallelen sehr interessant: Arbeit am/mit Menschen und „Agilität kennt keine Blaupausen“ – individuelle Lösungen für die Menschen
Individualität
Guter Punkt, denn jede Geburt ist sehr individuell und auch jede Frau ist sehr individuell. Wenn Du Dich mit Anderen Agilisten austauscht, beispielsweise auf Communities, wird Dir auch auffallen, dass jedes Team und jedes Unternehmen sehr eigen ist. Darauf dürfen wir uns einstellen.
Beispielsweise ob die gebärende Frau in körperlich guter Verfassung und entsprechend ausgeschlafen ist. Ob es eventuelle schlechte Vorerfahrungen gibt ist auch interessant. Und genau das lässt sich auch auf die Agilität übertragen. Geburten von müden Frauen dauern deutlich länger. Veränderungsprozesse von müden unternehmen „ahh die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird!“, dauern auch entsprechend länger. Gab es schon Transitionen mit negativem Ausgang für die Organisation oder die Teams?
Wir reden bei einer Geburt natürlich nur im Schnitt von 7 Stunden, wohingegen wir bei einer Agilen Transition von Monaten sprechen. Die Auswirkung steht im gleichen Verhältnis.
Das macht es natürlich nicht so einfach vorher genau sagen zu können, wie lange wir brauchen werden.
Deshalb machen wir gern Rahmenverträge an der Znip Academy.
Wenn es mal länger dauert
Was macht eine Hebamme, wenn es mal länger dauert, als erwartet? Sie kann ja schließlich nicht einfach gehen. Oder sollte nicht.
Hier ist es vor allem vom System abhängig (David und Henry sprechen das nächste Mal auch über Systemtheorie ;-)). Also ist die Frau in einem bekannten gemütlichen Umfeld oder im Kreissaal.
Um das Ganze zu beschleunigen kommt es darauf an, wie gut die Hebamme ausgebildet ist und was die Standards im Krankenhaus sind. Als Geburtsbegleiterin macht man es daher der Gebärenden vor allem gemütlich. Es geht also darum das Umfeld zu gestalten. Sicherheit und Geborgenheit sind hier zwei wichtige Aspekte. Ähnlich macht das ein Agilist auch mit einem Team oder einer Organisation. In unserem Fall legen wir vor allem viel Wert aus Psychologische Sicherheit.
Gleichsam versuchen wir Interventionen von Außen klein zu halten. Wir lassen die Entwickler also in Ruhe ihre Arbeit tun. 😉
Nach Lehrbuch
Es gibt für Hebammen internationale Standards, wie Geburten zu verlaufen haben, wann interveniert wird und wann nicht. Ähnliches gibt es auch für Agile Coaches für Unternehmenstranisitionen. Beispielsweise für die SAFe Einführung.
Diese Standards treffen sicherlich auf viele Gegebenheiten zu. Zumindest wenn alle Frauen und Unternehmen gleich wären. Dann passt das Lehrbuch. In der Realität dürfen wir dann meist doch etwas von dem Lehrbuch abweichen und auf die individuelle Situation eingehen. Hierfür braucht es Praxiserfahrung und Austausch mit anderen.
Zertifikate und Ausbildungen sind eine gute Vorbereitung und trotzdem braucht es zusätzlich die Erfahrung aus der Praxis. Eventuell durch Hospitationen.
Verfügbarkeit
Jetzt etwas Kritik am Deutschen Sozialsystem: Wir können uns diese Art von Arbeit (Beobachten und die richtige Intervention) nur leisten, wenn wir anwesend sind. Bei Hebammen sogar noch wichtiger als bei Agilisten. Wenn wir parallel mehrere Frauen gleichzeitig bei der Geburt unterstützen oder mehrere Teams gleichzeitig betreuen, die gerade alle Konflikte haben, dann können wir nicht mehr individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse eingehen.
In der Regel gibt es leider in beiden Systemen eher nur noch selten eine 1:1 Betreuung. Dann sind nur noch Standardinterventionen möglich und diese meist auf alle parallel um die Komplexität herauszunehmen.
Erfahrene Hebammen und Agile Coaches bekommen das sicherlich hin auch in einer 1:n Betreuung. Mach das aber nicht mit frisch ausgebildeten Hebammen oder Scrum Masterinnen.
Alles andere führt dazu, dass es deutlich länger dauert und das ist vor allem nicht nachhaltig.
Vertrauen
Auf der anderen Seite, also der Gebärenden, des Coachees, des Teams und der Organisation, braucht es auch die bewusste Entscheidung zum Vertrauen. Also, dass wir der gegenüberstehenden Person vertrauen.
Mach hier vor allem die Mandate von Anfang an klar und bau Vertrauen auf.
Aus dem Kopf ins Gefühl
Hebammen lernen aus dem Kopf in das Gefühl zu gehen. Dies wäre eine Eigenschaft die Agile Coaches auch lernen könnten und ihnen guttäte. Daher machen wir auch gern so viel drumherum neben den Agilen Methoden und beschäftigen uns auch gern mit Haltung.
Money
Jetzt können wir uns einmal anschauen, wie viel Geld Hebammen so bekommen. Schließlich ist der Job wichtiger, als der eines Scrum Masters. Hier geht es schließlich um Menschenleben und nicht um wirtschaftliche Interessen. Hier ist es natürlich auch so, wie bei vielen Dingen in Deutschland, soziale Berufe werden eher schlecht bezahlt, die wirtschaftlichen Berufe dafür sehr gut. zum Scrum Master haben wir auch eine Trend Reports-Folge zu den Gehältern gemacht.
Hebammen bekommen ungefähr den deutschen Durschnittslohn für Frauen in Deutschland. Das Durchschnittsgehalt für Frauen liegt bei Statista bei 3.699€ (https://de.statista.com/themen/293/durchschnittseinkommen) und das einer Hebamme bei 3.707€ Brutto (Hebamme: Gehalt & Verdienst 2022 | Medi-Karriere) pro Monat. Davon dürfen sie aber noch die fast 10.000€ teure Haftpflichtversicherung pro Jahr zahlen und meist sind sie zusätzlich selbstständig und dürfen auch noch entsprechende Rücklagen bilden. Auch hier reicht die Gehaltsspanne natürlich auch bis 6.500€ hoch.
Ein Scrum Master, der auch Facilitation draufhat, bekommt auch gern einmal 8.000€ pro Monat.
Das ist natürlich nicht okay, dass Menschen die für den Beruf studieren mussten und so große Verantwortung für Menschenleben tragen deutlich weniger Gehalt bekommen, als Menschen die auch quer einsteigen können und oft nur ein Scrum Master Zertifikat mal an drei Tagen gemacht haben.
Falls Du etwas tun möchtest: Deutscher HebammenVerband e.V.
Get shit done,
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In der Podcastfolge erwähnte Folgen zur Vertiefung:
- Communities
- Teams
- SAFe
- Hospitationen
- Scrum Masterinnen
- nachhaltig
- Haltung
- Trend Report
- Agile Coaches
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