Das Teamphasen Modell nach Bruce Wayne Tuckman
Bevor Du jetzt sagst „Kenn ich alles schon!“. Stimmt das Teamphasen Modell von Bruce Wayne Tuckman ist ein Klassiker im Projektmanagement. Auch wir werden heute nur kurz durchgehen und ein paar Beispiele bringen. Denn in 30 Minuten ist es oft erklärt und auch in den meisten Schulungen. Die große Frage ist eher „Was mache ich in den einzelnen Phasen?“ und auch „Wie erkenne ich diese Phasen?“. Beides beantworten wir in Die Teamuhr tickt… und zum Erkennen gibts auch in dieser Folge schon einige Hinweise.
Dieses Thema ist gerade unheimlich relevant – Janina Kappelhoff
Also bevor Du direkt weiter gehst, das Thema hat gerade hohe Relevanz. Warum? Die Corona-Maßnahmen fallen weg und Teams begegnen sich wieder auf der Arbeit. Genau dieser Umstand bringt die Teamphasen wieder auf Anfang und kann zu großen Zerwürfnissen führen, wenn wir es nicht richtig angehen. Also hör gut zu und hilf Deinem Team.
Diese Folge auf YouTube: https://youtu.be/qkuBx0HTXd0
Es kriselt und ist relevant
Wie schon erwähnt, viele von uns kommen gerade aus dem Home Office, oder Mobiler Arbeit, zurück in die Büros und plötzlich kriselt es unter den Anwesenden. Warum? Ich glaube die Teamuhr nach Tuckman kann uns hier Antworten geben.
Vielleicht ist es auch so, dass Dein Team erst in Remote Zeiten zusammengestellt wurde und Du einige Kolleginnen jetzt zum ersten Mal siehst. Damit begebt ihr euch automatisch in die erste Teamphase, dem Forming.
Wozu brauche ich das Teamphasen Modell?
Im besten Sinne kann ich es dafür nutzen um eine Hypothese dafür aufzustellen, in welcher Phase mein Team gerade ist. Wozu? Um meinem Team in der Phase genau das geben zu können, was es gerade braucht. Gerade für uns Scrum Masterinnen kann das relevant und eine gute Hilfestellung sein. Natürlich ist es wie immer nur ein Modell und ich darf vorher abprüfen ob mein Team auch wirklich gerade in der jeweiligen Phase ist. Dann gibt mir das Modell Hilfestellungen, was zu tun ist.
Dieses Modell können wir auch nutzen um präventiv unseren Einsatz zu planen. Je nach Phase sind wahrscheinlich andere Dinge zu tun und daher lohnt es sich hier einmal drauf zu schauen und so unseren Einsatz für das Team zu planen, bevor es losgeht.
Die Teamuhr nach Tuckman
Es handelt sich um ein zyklisches Modell mit aktuell 5 bis 6 Team Phasen. 1965 stelle Bruce Wayne Tuckmann dieses Modell erstmals mit 4 Phasen vor. Forming, Storming, Norming und Performing. Später wurde noch das Adjourning hinzugefügt. Ich habe auch schon Modelle mit Aging, also Alterung vor dem Adjourning gesehen.
Die Teamphasen gehen also immer wieder im Kreis, wie bei einer Uhr, daher die Metapher der Teamuhr. Natürlich kann ich die Uhr auch durch Ereignisse zurückstellen und kann mich gleichzeitig auch auf die nächste kommende Phase vorbereiten.
Forming
Erste Phase ist die Forming Phase. Also die meist neuen Teammitglieder kommen zusammen und sondieren erst einmal die Lage, lernen sich kennen und sind erst noch etwas vorsichtig miteinander. Wir bilden auch Schubladen und überprüfen diese.
Storming
Nach dem Forming kommt eine Storming Phase. Hier kriselt es meist, Grüppchen werden gebildet und Konflikte offen ausgetragen. Ich weiß der Impuls ist stark diese Phase zu überspringen. Wir haben uns doch alle lieb oder sind Profis, die zum Arbeiten da sind. Bitte versuch nicht diese Phase zu überspringen, sondern sie ordentlich zu moderieren. Die Konflikte kommen sonst in Situation hoch, wenn das Team unter Stress steht und dann explodiert alles und ihr seid eventuell nicht mehr lieferfähig. Es ist also gut das vorher einmal auszutragen.
Wenn Menschen Dich anfangen zu nerven, dann ist das ein gutes Indiz dafür, dass ihr eventuell in der Storming Phase angekommen seid.
In dieser Phase haben wir häufig den Eindruck, dass es leichter und besser ginge, wenn wir die Arbeit allein machen würden. Und meist dies auch der Fall, da wir hier noch kein Team sondern nur eine Arbeitsgruppe bilden, die durch den Austausch mehr Kapazität braucht, als sie mit ihren Einzelarbeitern bringt.
Am Ende der Phase wird es meist ruhig im Projekt.
Viele Teams bleiben hier stecken.
Norming
Die Norming Phase ist die Phase, in der die meisten Teams anfangen Regeln und Vereinbarungen für ihre Zusammenarbeit zu formulieren. Henrys Teams schreiben in dieser Phase oft Glossare. Warum, weiß ich auch nicht so recht. Es scheint zu helfen sich im Team auf gemeinsame Begriffsdefinitionen geeinigt zu haben.
Hier wird, vor allem durch die Storming Phase, festgestellt, dass alle impliziten Regeln zur gemeinsamen guten Zusammenarbeit im Team doch nicht so explizit waren und daher einmal ausgehandelt und vielleicht auch niedergeschrieben gehören.
In dieser Phase entstehen also viele Wiki-, Confluence-, Redmine, Trac- oder andere Intranet-Seiten für das Team.
Hier fangen wir nun auch an erste Teamzugehörigkeit uns ein im weitesten Sinne richtiges Team zu sehen.
Diese Phase beginnt meistens ab etwa 6 Monate Teamzusammensetzung und geht durchaus bis zu 3 Jahre. Es ist also eine sehr lange und intensive Phase für das Team. Ergebnis ist eine richtige Teamidentität.
Performing
Als nächstes schließt sich die Phase an, wo die meisten Teams glauben, dass sie diese erreicht haben. Genau darum geht es auch im Teamphasen Modell. Also wie kriege ich ein Team in die Performing Phase und kann dieses dort auch halten?
Meist dauert es im Schnitt 2 Jahre bis Teams diese Phase erreichen. Weshalb wir so selten Teams in dieser Phase entdecken. Nicht weil sie es nicht wollen, sondern weil sich die Rahmenbedingungen mittlerweile so schnell ändern.
Aging
Die Alterungsphase. Hier wird sich auf Forschung zum Verlust der Leistungsfähigkeit von ehemals sehr leistungsstarken Teams befasst (Shepard, 1956; Smith, 1970; Katz und Allen, 1982). Teams bleiben nicht automatisch in der Leistungsphase. Die kommen auch nicht immer wieder in diese Phase zurück, wenn sie in frühere Phasen gefallen sind. Sie werden unter anderem selbstgerecht, glauben sie sind die besten, lernen immer weniger dazu, verlieren an Innovationskraft, befassen sich mehr mit zwischenmenschlichen Themen und weniger mit ihrer Arbeit. Dieses Phänomen bezeichnet man als Teamalterung (Aging). Entsprechend enthalten manche modernere Modelle auch diese Teamentwicklungsphase.
Adjourning
Adjourning, also Auflösung, bildet die letzte Phase. Danach gibt es das Team entweder nicht mehr, weil zum Beispiel Projektende, oder es beginnt wieder mit einem Reforming, in dem man sich gut darüber unterhalten kann ob sich die Teamziele geändert haben.
Neustart der Teamuhr
Haupt Herausforderung ist nun, dass nahezu jede Veränderung am Team diese Teamuhr wieder auf Forming zurücksetzt. Natürlich können wir dann die Phasen konzentriert etwas schneller durchschreiten und gleichzeitig dürfen wir einiges dafür tun und auch darauf achten.
Das passiert auch, wenn ein neues Teammitglied hinzugekommen ist. Selbst wenn das Team bereits in der Performing oder Norming Phase war. Wir beginnen wieder im Forming.
Weitere Beispiele, die die Teamuhr zurücksetzen? Wir kehren ins Büro zurück – deshalb ist das Thema gerade so relevant, oder wir haben eine neue Führungskraft.
Auch neue Zusammenarbeitsmodelle, wie OKR können zu einem Neustart der Teamuhr führen.
Profi Tipp: Wenn das passiert, macht erst einmal eine Adjourning Phase und feiert, was ihr alles erreicht habt.
Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit
Wenn wir die Teamphasen kennen, beginnt die eigentliche Arbeit. Also wie erkenne ich die Phasen und was ist vielleicht mein Job als Führungskraft, Facilitator oder Scrum Masterin in den einzelnen Phasen? Genau dafür haben wir ein Kompaktseminar gestaltet: Die Teamuhr tickt…
Warum sagen viele, dass sie im Performing sind?
Naja, wenn ich Teammitglied bin, dann möchte ich natürlich, dass mein Team eine gute Außenwirkung hat. Noch dazu, wenn ich nie Performing erlebt habe, dann weiß ich vielleicht gar nicht, dass noch mehr geht und damit wirkt eine gute Norming Phase schon wie Performing und das wird so kommuniziert. Keine böse Absicht und viele Teams sind ja auch schon sehr gut.
Don’t skip!
Ich weiß, es ist ein innerer Impuls die Storming Phase zu skippen. „Wir haben uns doch alle lieb!“ oder „Wir sind hier zum Arbeiten.“. Bitte tu es nicht. Das Team durchschreitet alle Phasen und wenn Du versucht zu überspringen, dann kommen die Dinge in ungünstigen Momenten hoch. Außerdem wird dann Performing nicht erreicht. 😉
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