Brooks‘ Law

Brooks‘ Law beschäftigt sich damit, dass der Einsatz von zusätzlichen Arbeitskräften in einem verspäteten Projekt dieses nur noch mehr verzögert.

Brooks' Law - Kreuzung mit vielen Menschen in Tokio im HintergrundAufgestellt wurde das „Gesetz“ von Frederick Phillips Brooks. Dieses ist auch in der Informatik bekannt, dass Prozesse durch die Aufteilung auf mehrere Prozessoren nicht unbedingt schneller werden, weil die Kommunikationskomplexität, durch die vielen Abstimmungen steigt. Ähnliches lässt sich auch in der Zusammenarbeit in Teams feststellen.

All das spielt sehr viel in unsere Arbeit als Teamentwickler und Projektmanager hinein. Grund genug dem Thema eine ganze Folge zu widmen! 🙂

Diese Folge auf YouTube: https://youtu.be/tXtXr4BFvfE

Das Gesetz

Das Original von Brooks‘ Law lautet

adding manpower to a late software project makes it later

Dieses stammt aus dem 1975 veröffentlichen Buch The Mythical Man-Month.

Im Grunde genommen beschreibt Brooks darin, dass das hinzufügen von Menschen zu einem Projekt dieses dadurch langsamer wird. Ein Effekt, den auch wir an der Znip Academy bereits beobachten und messen konnten. Neue Menschen erhöhen einfach die Komplexität, müssen eingearbeitet werden und benötigen auch Zeit von bereits eingearbeiteten Kolleginnen.

Daher ist es keine kluge Idee die Mitarbeiterzahl bei Projekten zu erhöhen, die bereits verspätet sind, damit diese doch noch rechtzeitig fertig werden. Ganz im Gegenteil, es ist laut Brooks Law sogar genau die falsche Entscheidung. Und was beobachten wir bei vielen Managern in der Industrie? Genau! So wenig Mitarbeitende wie möglich im Projekt, am besten mit Parallelprojekten, bis das Projekt kaum noch zu retten ist und dann soll Agilität und mehr Mitarbeitende das Projekt plötzlich bin in 3 Monaten retten. Natürlich machen das nicht alle so und auch wir lehren das genaue Gegenteil.

Erklärungsversuche

Natürlich ist das Gesetz kein richtiges Gesetz und auch sehr vereinfacht. Es wird immer Ausnahmen geben.

Gleichzeitig dürfen wir darauf schauen, dass sich diese Investition lohnt und neue Mitarbeitende möglichst lange dann gut performen können oder die gesteigerte Kommunikationskomplexität durch die Mehrleistung durch mehr Menschen auch wieder ausgeglichen wird.

Dennoch schauen wir uns ein paar Gründe näher an.

Produktivitätsverlust

Natürlich braucht es Zeit, bis neue Menschen im Projekt so produktiv sind, wie bereits bestehende Mitarbeitende. Es gibt eine gewisse Einarbeitsungsphase. Je nach Qualifikation und Vorbereitung ist diese unterschiedlich lang. Dennoch ist sie da. Im Agilen können wir das an der Velocity beobachten. Diese geht erst einmal für etwa 5 Monate nach unten, bis die Neuen eingearbeitet sind. Zusätzlich brauchen diese Personen auch die Zeit der bereits bestehenden Teammitglieder, eben um an Bord zu kommen. Eventuell müssen auch Dinge von erfahrenen Kolleginnen erst einmal erklärt werden.

Kommunikationskomplexität

Die Kommunikationskomplexität steigt mit der Anzahl der Teilnehmerinnen. Beispielsweise im Daily. Wenn jeder 2 Minuten Raum bekommt, so steigt je Mitarbeitenden die Zeit im Daily um 2 Minuten. Das sind je Woche schon 10 Minuten. Diese fehlen nicht nur der neuen Person, sondern allen Teammitgliedern. Und das ist eine simple Art der Interaktion. Wie ist es denn bei Befindlichkeiten untereinander, oder wenn man nicht die gleiche Sprache spricht? Wir haben dafür auch ein Kompaktseminar designt um die Kommunikation deutlich zu vereinfachen. Wir nennen es Menschen lesen.

Das Ganze Thema kennen wir auch aus der systemischen Betrachtungsweise.

Aufgabenaufteilung

Aufgaben lassen sich nur bis zu dem Grad, bis sich Menschen gegenseitig im Weg stehen, aufteilen. auch diese Aufteilung selbst kostet mehr Energie.

Beispielsweise kann ich den Task ein Kind zu bekommen nicht einfach auf 9 Frauen aufteilen, die dieses bin in einem Monat gebären.

Teammodelle und Zusammenarbeit

Etwas abstrakter und gleichzeitig präziser sind Team- und Zusammenarbeitsmodelle. Beispielsweise werden die Teamphasen mir jedem neuen Mitglied wieder auf 0, also Forming gedreht. Auch an der Psychologischen Sicherheit darf ich arbeiten, damit Teams wieder kreativ zusammen arbeiten.

Da beide Themen komplexer und abstrakter sind haben wir dafür eigene Trainings geschaffen, in denen wir auch mehr Analogien aus der Praxis einbringen:

Psychologische Sicherheit: https://znip.academy/produkt/psychologische-sicherheit-zyklusbasiert-lernen

Die Teamuhr tickt…: https://znip.academy/produkt/teamphasen-kompakt

Lösungsversuche

Natürlich haben wir auch ein paar Lösungsideen in Petto um Dir die Arbeit an der Stelle möglichst einfach und vor allem schnell zu gestalten.

Oftmals können wir als Agile Coach, Scrum Masterin oder Teamfacilitatorin gar nichts dafür, dass neue Menschen in das Projekt kommen und diese Menschen genauso wenig. Wir dürfen also das Beste aus der Situation machen und alle gut mitnehmen. 🙂

Der Scrum Guide

Leichteste Sache und die kannst Du auch easy verargumentieren: Der Scrum Guide sagt nicht mehr wie 9 Personen pro Team. Diese Personenzahl hat sich als gut, effektiv und effizient bewiesen. Du könntest einfach den Zahlen vertrauen und Dein Team bei maximal dieser Größe halten.

Auch das Daily kann Wunder wirken für Onboarding und Kommunikationsprozesse.

Die Neuen sind ein neues Team

Neue Personen im Projekt könnten ein neues Team bilden. Das steigert die Kommunikationskomplexität auf einer anderen Ebene und hält die alten Häsinnen vielleicht nicht so sehr von der Arbeit ab. Eventuell haben die neuen Mitarbeiterinnen auch Spezialfähigkeiten und das neue Team kann Spezialaufgaben lösen oder Bugfixing betreiben.

Bermuda Plan

Statt auf alle Meinungen zu hören und sich vielleicht gegenseitig zu blockieren könnte man alle anderen auch erst einmal vorübergehend ausschließen. Es heißt Bermuda Plan, weil die meisten Entwickler erst einmal „nach Bermuda“ gesendet werden.

Diese Menschen können als kleine Star-Ups oder Speed-Boote im Konzern aufgebaut werden. Ähnlich wie neue Teams zu gründen.

Desgin Patterns

Wenn sich das gesamte Team auf bestimmte Arbeitsweisen und -regeln geeinigt hat, dann nimmt es die Komplexität aus der Arbeit und die Übergabepunkte werden leichter.

Mehr Menschen als benötigt

Klingt vielleicht absurd, doch man könnte auch mehr Menschen, als benötigt hinzufügen. Diese „zu vielen“ Menschen können durch ihre Arbeitsleistung eventuell die Verlustleistung der anderen neu hinzugekommenen ausgleichen. Also wenn statt 10 Menschen, die dann nur 50% Leistung bringen können (aus vorgenannten Gründen), könnte man auch 30 Menschen hinzufügen, die dann 40% Leistung einbringen.

Zeitplan korrigieren

Ja die wahrscheinlich simpelste Methode wäre den Zeitplan zu korrigieren oder anzupassen, so dass dieser wieder zu den Gegebenheiten passt. Denn Brooks Law trifft nur zu, wenn das Projekt bereits in Zeitverzug ist. Wenn wir Menschen vorher dem Projekt hinzufügen, so können wir die nachteiligen Effekte sogar mindern, da wir genug Raum für Einarbeitung haben. Korrigieren wir also den Plan schafft das genug Ruhe im Projekt um das On-Boarding richtig zu machen.

On-Boarding Prozess

Es lohnt sich richtig Energie in den On-Boarding Prozess zu stecken und diesen kontinuierlich zu verbessern. Das hilft dabei neue Teammitglieder schneller ins Projekt zu bekommen und auch ein besseres Wir-Gefühl zu schaffen, welches wiederum zu einer besseren Motivation und weniger Fluktuation führt.

Wenn die Menschen einzeln das Projektteam aufstocken, dann lass das Team anwachsen und mach dann Zellteilung. So hast Du erfahrene Menschen in beiden Teams. Kommen mehrere gleichzeitig lohnt es sich mehrere Teams direkt aufzumachen. Mit mehr Teams hast Du natürlich auch mehr Kommunikation zwischen den Teams zu koordinieren.

Kommunikationskomplexität reduzieren

Mag nicht besonders Agil klingen, doch je weniger ich das Team entscheiden lasse, desto besser ist meine Kommunikationskomplexität. Also hilft es in solchen Phasen die Leitplanken von außen etwas enger zu haben und das Team weniger entscheiden zu lassen.

Dies möglichst als Prinzipien statt als Regeln abbilden und verankern.

Komplexität betrachten

Wir sprechen häufig darüber, dass die Komplexität der Kommunikation, durch die einzelnen Interaktionen der Teilnehmenden untereinander, steigt.

Wenn Du mehr dazu wissen möchtest findest Du einen guten Blogbeitrag dazu hier: Scrum Reihe 2: Scaling Agile – viele (kleine) Teams oder (wenige) große Teams – (faktorzehn.de)

Dabei wird die Formel n*(n-1)/2 für die Anzahl der Kommunikationswege innerhalb und zwischen den Teams genutzt.

Der SweetSpot für 60 Personen liegt dabei bei 8 Personen je Team in 8 Teams. Die Anzahl der Kommunikationswege liegt dann bei 56.

 

Wenn man der Kommunikation im Team mehr Bedeutung (doppelt gewichtet) als der zwischen Teams gibt, so liegt der ideale Wert bei 6 Teammitglieder in 10 Teams mit einem Wert von 75.

Die Formel dazu ist: 6*(6-1)+10*(10-1)/2 = 75

Die 6 steht für die Anzahl der Teammitglieder und die 10 für die Anzahl der Teams.

 

Get shit done,

Janina & Henry


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Janinas Ultimativer OKR Guide


In der Podcastfolge erwähnte Folgen zur Vertiefung:


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