Retrospektive

Heute machen wir mal einen kurzen Einstieg in eines der zwei wichtigsten Rituale im Scrum oder Agilität allgemein. Die Retrospektive (deutsch: Rückschau). Sie ist ähnlich Essentiell wie das Daily und ermöglicht überhaupt erst die Empirie.

Retrospektive - Die Magie der EmpirieHast Du weder das Daily noch die Retrospektive im Team vorhanden, dann wird es sicherlich schwer Scrum oder Agilität zu installieren. Sind sie vorhanden, so kannst Du den Rest mit Hilfe dieser zwei Rituale installieren und festigen. Beispielsweise kann Dein Team erst einmal liefern ohne Review.

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Diese Folge auf YouTube: https://youtu.be/uKTz5HSlfx0

Lessons Learned

Eine Retrospektive ist ähnlich wie ein Lessons Learned. Wenn Du bereits Projektleiter nach PMI oder Prince2 bist, dann wird Dir der Begriff Lessons Learned bekannt vorkommen. Ich habe in meiner Ausbildung gelernt, dass wir am Ende des Projektes ein Lessons Learned mit dem Team machen. Manchmal sind dabei zwischen Start und Ende des Projektes bis zu 5 Jahre vergangen. In diesem Termin versuchen wir uns dann zu erinnern, was alles schiefgelaufen ist und wie man das in Zukunft besser machen könnte oder so. Das ist natürlich falsch. Niemand verbietet einem auch während des Projektes Lessons Learned zu machen. Meine Erfahrung damit ist jedenfalls, dass viele Menschen (mich eingeschlossen) sich kaum noch erinnern können, was denn alles war. Zudem werden diese Sachen oft nur in eine Excel-Tabelle geschrieben und zumindest in meinen Projekten hinterher nicht wieder angeschaut. Ich habe, um ehrlich zu sein, noch nie ein Projekt erlebt, welches auf Grund von Vorgängerprojekten und deren Lessons Learned besser gestartet ist.

Das Rückerinnern funktioniert oft nur auf 2 Monate gut. Janina berichtet sogar davon, dass 2 Wochen eher ein guter Abstand ist. Was uns wieder zur Iterationslänge führt. Janina gibt den Tipp für alles, was länger als 3 Wochen her ist Notizen zu machen und wir lernen ja die Dinge sowieso sofort nachhaltig zu beheben.

Die Retrospektive macht es ähnlich und besser. Deshalb bestimmt auch der andere Name dafür.

Retrospektive häufig durchführen

Ein weiterer Grund die Retrospektive mindestens einmal im Monat durchzuführen ist, dass wir uns in einem komplexen und vor allem volatilen Umfeld schnell anpassen wollen. Zum anderen ergibt es wenig Sinn die Retrospektive erst am Ende des Projektes durchzuführen. Ich will ja schließlich auf dem Weg schon besser werden.

Die Retrospektive dient auch dazu alles zu hinterfragen. Ein spezielles Thema, die Zusammenarbeit, den Prozess, die Produktqualität, die Definition of Done, das Review, einfach alles und Du kannst sie auch offen gestalten, wo Du erst während der Retrospektive selbst mit den Teilnehmern das Thema erarbeitest. Da hilft es schon, wenn wir alle paar Wochen nur ein Stückchen behandelt statt alles zusammen an zwei Tagen. Es macht es uns leichter und schafft Awareness für diesen wichtigen Prozess der Empirie.

Die Länge

Der Daumenwert für eine Retrospektive ist in etwa 1h pro Iterationswoche. Hat Dein Sprint also 4 Wochen, dann 4h Retrospektive und 1 Woche, dann 1h Retrospektive. Für Henry hat sich in der Praxis bewährt die Retrospektive unabhängig von der Sprintlänge immer 2-3h zu machen. 2 Stunden brauchen viele Menschen um die kreative Phase zu kommen und am Ende auch Maßnahmen ableiten zu können und ab 3h wird es langsam echt lang und ermüdend. Janina stellt ihre Retrospektiven immer 3h ein, was auch zu ihren 3 Wochen Sprintlänge passt und sie endet, wenn sie entsprechend fertig ist. Also oft auch früher.

Wer kommt zur Retrospektive?

Ganz klar: Das Team. Also Product Owner, Developer und Scrum Master. Es ist ein geschützter Raum, sonst kommt niemand. Hat das Team eine hohe Reife kannst Du mit ihm abklären Besucher zuzulassen. Beispielsweise den Stakeholder aus der letzten Folge. Manager und Chefs sind absichtlich ausgeladen. Hat das Team beispielsweise ein Thema mit dem Product Owner kann es auch sein, dass dieser temporär ausgeladen wird.

Die 5 Phasen einer Retrospektive

0,5 Regeln

Mach die Regeln der Retrospektive transparent. Beispielsweise, dass Handys lautlos sein sollen. Mach diese Regeln immer wieder transparent, das erinnert die Teilnehmer.

Oft gibt es die Vegas Regel und die oberste Direktive. Also, was in der Retrospektive passiert bleibt auch dort und wir gehen davon aus, dass jeder zu jeder Zeit sein Bestes gegeben hat.

1 Check In

Wie bin ich heute hier? Lass jeden mal sprechen und schau ob alle in der richtigen Stimmung für eine Retrospektive sind. Dies ist auch wichtig um sie ankommen zu lassen und damit das Gehirn seinen Modus wechseln kann.

Wie ist die Stimmung? Scheint bei Dir innerlich die Sonne? Was gab es zum Mittag?

Als Facilitator bekomme ich hier schon einen sehr guten Eindruck davon wie diese Retrospektive werden wird und was ich tun kann.

Pro Tipp: Vielleicht gibt es im Team sogar etwas zu feiern, dass Du gut in die Retrospektive einbauen kannst.

2 Themen sammeln

Hier kannst Du als Facilitator ganz tief in die Methodenkiste greifen. Prinzipiell eignet sich alles, was für Brainstorming taucht und auch alle möglichen anderen Fragen, die Dir so einfallen. Nutz vor allem über die Retrospektiven hinweg immer wieder andere Fragen, damit Du auch andere Ideen und Antowrten bekommst.

Hier hilft auch ein Blick in den Retromaten.

Es geht darum viele Ideen zu sammeln. Wenn es zu viel wird darfst Du als Moderator natürlich auch die Beiträge limitieren und solltest dies auch.

3 Einsichten gewinnen

Zu welchen Themen möchtet ihr welche Einsichten gewinnen? Clustert zum Beispiel die Themen. Sortiert sie, priorisiert sie, geht ihnen auf den Grund und und und. Also nimm Dir die Themen einzeln vor und dann geht ihnen gemeinsam auf den Grund. Nimm Dir hier vor allem bei neuen Teams ausreichend Zeit dafür. Es ist ein Prozess auf die Grundursache zu kommen und der darf am Anfang trainiert werden.

4 Maßnahmen ableiten

Ganz wichtig ist es am Ende einer Retrospektive auch wirklich Maßnahmen zur Veränderung abzuleiten und auszuprobieren. Und zwar sofort. Also die Änderung passiert sofort im nächsten Sprint und kann natürlich auch mit der nächsten Retrospektive wieder rückgängig gemacht werden. Wir empfehlen Änderungen mindestens 6 Iterationen auszuprobieren, damit sie sich auch entsprechend festigen können.

Hier werden Hypothesen aufgestellt und vereinbart wie diese belegt werden könnten. Dies kann sein „Wir ändern ab morgen Folgendes um Dings zu verbessern. Die Verbesserung stellen wir durch Blubb fest.“. Hier passiert also die Magie! 😀

Retrospektiven Maßnahmen werden auch im Regelfall nicht außerhalb der Retrospektive neu verhandelt.

5 Check Out

Vergiss den Check Out nicht! Hier kannst Du Dir auch Feedback einholen und den Teilnehmern etwas mitgeben. Beispielsweise dass jeder seine beste Erkenntnis aus dieser Retrospektive einmal niederschreibt.

Danach dürfen die Menschen wieder zurück in ihre Arbeit. 🙂

 

Get shit done,

Janina & Henry


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In der Podcastfolge erwähnte Folgen zur Vertiefung:


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2 comments on “Folge 057 Retrospektive

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